29. April 2024 Seidenmalerei von Dr. Ruth Berles Riedel Ruth malt seit vielen Jahren Blumen- und Landschaftsbilder auf Seide, die sie im vergangenen Jahr für eine Ausstellung auf Leinwand gebannt hat. Diese Ausstellungsstücke und Einzelstücke stehen zum Verkauf. Der Erlös kommt dem Verein Waldkinder Jena e.V. zugute. Wir freuen uns, diese Kunstwerke hier bei waldweise präsentieren zu dürfen. Folgendes Werk ist ca. 100 x 100 cm groß und ist zu einem Preis von 150,- Euro erhältlich. Kontakformular für den Erwerb findet ihr hier. Sommer-Azalee Es waren heiße Hochsommertage. Auf dem Küchenfußboden hatte ich mich mit der eingespannten, großen Seide niedergelassen. Beim besten Malen klingelt es an der Tür und Besuch kommt auf einen Kaffee. Ich streike und der Besuch muss erst zugucken, wie ich die Seide fertig male. Ins Bild soll die ganze Wärme dieser Tage und es sind noch ein paar sagenhaft interessante Salzeffekte entstanden. Besuch schaut geduldig zu. Diese Gartenblumen zog sich immer mein Großvater Erwin Burgdorf. Immer gönnte er sich ein paar Blumen, in jungen Jahren hatte er selbst sehr gut gemalt. Ein Bild von seiner Hand durfte ich sehen. Folgende Werke sind ca. 50 x 50 cm groß und sind jeweils zu einem Preis von 50,- Euro erhältlich. Kontaktformular für den Erwerb findet ihr hier. Die schwarze Malve Eine Zeit lang blühten draußen an unserer Haustür Stockrosen, große Malven mit Blüten dunkelrot, fast ins Schwarze gehend und mit schöner, gelber Mitte. Das sprach mich sehr an. Es war in den letzten Jahren aktiver Seidenmalerei, vielleicht 2016 oder 2018. Ich trat mit dem kleinen Rahmen, in den die Seide gespannt war und dem Konturmittel an die Haustür und zeichnete gleich frei Hand die Blüten im Stehen. Es ging sehr rasch und unbemerkt. Gleich nach dem Trocknen der Linien ging ich ans Ausmalen, in dem gewohnten Tempo, so dass schöne Farbverläufe entstanden. Im feuchten Zustand verdrängte dabei das helle Gelb das Dunkelgrün, ich finde das spannend und nutze so etwas gern. Hier war es für die Farbbalance günstig. Man kann das Bild drehen, wie man will, es erscheint immer richtig herum. Kleine rote Gladiolen Das ist ein Experiment, das ich während des Ausmalens plötzlich ausprobieren musste: eine lachsfarbene Partie in den grünen Hintergrund geben. Ich habe eine gewagte Farbzusammenstellung probiert mit pink, lachs, türkisgrün, aber es überzeugt tatsächlich! Ganz unerwartet! Die Ursache war das Empfinden, dass das Grün nicht übermächtig werden durfte. Sonnenblumen auf Rosa Zeit in Rosa. Sonnenblumen hohe Zeit. In dieser Zeit nach 2001 entstanden sehr viele Sonnenblumenbilder auf Seide, auch eins auf Batist und nach 2005 auf Aquarellpapier. Diese Blumen mit ihrer gütigen, mütterlichen Ausstrahlung, Glück pur für mich auf solchem Feld! Auf allen denkbaren Untergrundfarben gestaltet und auch mit sehr verschiedenem Eindruck. Übung im Zeichnen mit dem Konturmittel aus der Tube lag schon lange vor. Glücksgefühl und Sinnlichkeit bei der Farbe. Formate von ganz klein bis 1,10×1,10m. Diesmal die sexy Gestaltung auf Rosa, etwas ausgeflippt sinnlich wie betrunken. Mich lassen Farben trunken werden wie andere der Wein. Auch beim Musizieren geht es mir so. Fast alle Seiden, besonders die größeren alle, sind auf dem Linoleumboden kniend gemalt, in kurzer Zeit von 45 Minuten, denn bedenke, die Farbe ist flüssig, wässrig und so lange sie nass ist auf dem Stoff geht es besonders gut, sie ineinander laufen zu lassen ohne störende Farbränder. Auch Salz, hier übrigens keins, kommt auf die noch feuchte Farbe für Effekte. Die Eile ist aber ohne Zwang, auch mit viel Spaß. Es liegt mir und mit den Jahren der Übung wurde ich immer lockerer und experimentierfreudiger. Der ursprüngliche Perfektionismus trat in den Hintergrund. Pro Monat gab es etwa 2 Seiden, eine große und 1-2 kleine Formate wie Fensterbilder. Letztere habe ich sofort verschenkt. Viele Freunde wurden so für ihre Hilfe und Beistand belohnt mit frischen Werken. Die große Anerkennung von meinem Mann aus beflügelte mich, immer neu zu malen, gegen Kummer und Frührente. Gegen Armseligkeit unseres Seins. Zu dieser Zeit bekam ich oft Farben und Materialgutscheine geschenkt. So fand ich ganz meins. Das Malen. Großer Trost für die ganze Familie in der Lebenskrise und sozialer „Unmöglichkeit“ eigentlich. Ein fester Kontaktkreis half uns. Mit der gleichen Intensität diktierte und schrieb Martin seine Texte, im selben Raum und genau so wertgeschätzt, ein Lebenswerk, das sich sehen lassen kann und die Not überwunden hat. Das „normale“ Leben ging kaum, nur mit täglicher Unterstützung von außen und von unseren Kindern, die dabei aufwuchsen, aber eben die Kunst – da ging so viel. Etwa 400 Seiden, später 400 Aquarellbilder mit Seidenfarben. Mir floss das Herz über. Grüne Orchidee Wir wohnten noch am Spitzweidenweg in unserer staubigen, abgewohnten Bude. Oft kam Besuch auf einen Kaffee oder ein warmes Essen bei uns vorbei. Im Winter kaufte ich mir mangels anderer Motive gern mal eine Orchideen- Rispe, etwa 2004. Sie war gelbgrün und ein willkommener Anlass für eine kleinere Seide. Absichtlich legte ich die Blüten wie auf ei samtenes rotes Tuch um die Wirkung des Lebendigen zu erhöhen. In diesen Jahren 2000 bis 2004 griff ich oft zum Granatrot für den Hintergrund in Zusammenhang zum kupfernen Konturmittel. Das Effektsalz ist fein und sparsam verwendet, dadurch sieht der Hintergrund interessanter aus. Wenn ich den Malrahmen mit der Seide drin kippe um 45 Grad etwa, solange das Salz auf die feuchte Farbe einwirkt, dann bilden sich schöne geschwungene Linien statt Pünktchen und rechtzeitig trocken föhnen, damit die Linien zart bleiben. Wicken auf Schwarz Das ist eine kleine, anmutige Arbeit. Im Spätsommer blühen verwildert diese mehrjährigen Platterbsen, mit den Wicken verwandt, leuchtend rosa in den Wiesen. Die hier Gestalteten entdeckte ich am Saaleufer beim Blumenpflücken und fand sie einfach genial interessant in ihrer Ausstrahlung, so ein richtiger Hingucker sowohl wegen der Farbe, als auch der Grazie der rankenden Pflanze. Dass es ein weiblich-sexy Motiv ist oder so gesehen werden kann, fiel mir erst lange nach dem Zeichnen auf … Ein bisschen erinnern sie an Orchideen. Hintergrund sehr dunkel gehalten und mit weißen Tupfen spielerisch aufgelockert. Das ist eine von den letzten Bildern auf Seide, etwa von 2018. Folgende Werke sind ca. 80 x 80 cm groß und sind jeweils zu einem Preis von 100,- Euro erhältlich. Kontaktformular für den Erwerb findet ihr hier. Azalee auf Grün Eine Seide aus der Winterzeit, in der weniger Blumenmotive zur Verfügung stehen, aber die Azaleen in vielen Varianten. Als Kind zeichnete ich sie mit Tusche, meines Vaters Geburtstagsblumen, weil mir damals schon die vielfältigen Einzelblüten auffielen und mich anregten zur Graphik. Die Absicht, eine rot-grüne Seide zu gestalten, kam von dem Gedanken her, einen behandelnden Arzt zu ehren in Gedanken an seine Lieblingsfarben. Der Kollege ist ebenfalls künstlerisch tätig als Hobby. Es ist eine rein dekorative Arbeit, sehr ruhig und planvoll gemalt, ohne Hast und Eile. Sonnenblumen-Embryo Das ist ein spätes, großes Bild. In der Nacht gemalt, etwa 2014. Es gab abgeblühte Sonnenblumen, die ich immer gern aufhob wegen der schönen Fruchtstände. Fix gemalt wegen viel Übung war so ein Motiv, nur morgens begutachtete mein Mann das Bild und rief ganz begeistert: Ein Embryo! Er hatte das Bild verkehrt herum gesehen und wirklich ähnelt es dann einem werdenden Kind! Wir lachten lange über das Missverständnis. Die roten Kastanienblüten Das Bild ist das Zweite überhaupt auf großem Format und demnach von 1993. Noch in der alten Wohnung in der Magnus-Poser-Straße gemalt. Die roten Kastanienblüten finde ich fabelhaft, bunt und lustig, wie zum Gestalten geschaffen und ich habe mich oft mit ihnen beschäftigt. Hier im Bild nutzte ich spontanes Verlaufen in der Blütenform bewusst aus und es entstanden bizarre Formen, die aber echt aussehen. Die Ränder bildeten sich von selbst, weil die Farben nicht zu nass aufgetragen wurden. Präzise wirken sie trotzdem. Besonders hänge ich an diesem Bild, es besticht durch seine Perfektion und wirkt anmutig. Spätherbstlandschaft Nach einer Postkarte malte ich diese Seide mit vielen aquarelligen Effekten in Grau und Orange. Später malte ich mit sehr feinem Pinsel schwarze Konturen dazu. Nach der Natur male ich lieber, so alle Blumenmotive am lebendigen Objekt. Tauben mit dem Band der Liebe Die beiden Vögel hat meine Tochter Sonja mit weichem Bleistift auf die Seide vorgemalt, ich habe es dann nur mit Kontur versehen und ausgemalt. Das Bild stammt aus der Zeit der Vorbereitung der 2.Hochzeit im Sommer 2001. Schöne, verträumte, sehr verliebte Zeit! Martin war ohne Alkohol schon ein halbes Jahr und wir dachten, das bliebe so. Wir haben ohne Alkohol die standesamtliche Hochzeit gefeiert. Später, nach 4 Jahren die kirchliche Trauung durch Pfarrer Gotthard Lemke. Eine Zeit von großem Mut. Die Malven meiner Schwester Es war im Hochsommer etwa 2003 und meine Schwester aufs Dorf gezogen. Sie schnitt mir aus dem Garten bei meinem Besuch einen großen Strauß kleine rosa Malven ab. Da ich mit dem Zug nach Hause zurück fuhr, hatte ich große Bedenken, dass die Malven in der Wärme verwelken könnten. Jedenfalls nicht eine Freude auf Dauer, deshalb skizzierte ich sie fix auf eine große Seide und malte sie zügig aus. Die Strahlen des Hintergrunds zeigen die große Freude an dem Motiv, dem Geschenk meiner Schwester. Mein Herz strahlte mit den Blumen um die Wette. Und auf diese Weise verblühen sie nicht, nie mehr! Eine Leichtigkeit liegt in diesem Bild. Tulpen mit Fineliner und weißem Falter Die Tulpen, oft ein fröhliches Motiv, einmal anders zu gestalten, war mein Gedanke. Nicht mit dem normalen Konturmittel, sondern stattdessen mit wasservermalbarem, schwarzem Fineliner. Beim Ausmalen gibt es bizarre verlaufene Konturen. Auch dazu gehört viel Kenntnis der Seidenfarben und wie schnell sie verlaufen, auch auslaufen, demnach ist volle Disziplin gefragt. Um die Seide noch besonders zu gestalten, habe ich auf das fertige Bild am Ende einen Schmetterling mit weißem Konturmittel aufgesetzt, der sich nur beim genauen Betrachten zu erkennen gibt. Das Moor Damals, als ich das Bild malte, Anfang der 2000 Jahre, hatte ich ein großes Moor noch gar nicht kennengelernt, aber ich fand eine große Streichholzschachtel mit diesem Motiv darauf und es reizte mich sofort zu einem Bild. Die Farben übernahm ich in etwa von der Abbildung auf der Schachtel. Ein bisschen Fernweh wird wohl dabei gewesen sein und in jenen Jahren konnte ich oft mühelos kleine Vorlagen so stark vergrößern, dass sie eine große Seide ausfüllten. Eine tiefe Melancholie sollte zum Ausdruck kommen und ein bisschen Abstraktion. Die Schwalbe Die Skizze auf der Seide stammt von meiner Tochter Sonja Berles, Kunstschulabsolventin von Dresden. Ich hatte ihr ein Motiv vorgeschlagen mit einem Vogel über einer Hügellandschaft, vielleicht auch Sand oder Meer. Die Skizze malte sie mit einem sehr weichen Bleistift, so dass ich die Linien mit dem Konturmittel überdeckt habe. Es ist eines der frühen Bilder, vor dem Jahr 2000 und es sieht sehr präzise aus, sparsam in der Ausgestaltung. Auffallend schön werden Fotos und Kopien von diesem Bild. Schmetterling mit Kerze Mein Mann mochte es immer gern, wenn eine Kerze brannte. Das Licht belebte und ermutigte ihn. Oft saß er in der Nacht bei einer Kerze und dachte sich Geschichten aus, die er mir später diktierte. Er hörte dazu Musik und rauchte starke Zigarillos. Manchmal hatte ich Angst, er könne einmal die Wohnung brennen, wenn er auch schlief, ohne die Kerze auszupusten. Dieser Gedanke der Gefahr steckt in dem Motiv, dass sich ja Schmetterlinge schnell die schönen Flügel verbrennen können in der Nähe der offenen Kerze. Die Farben allerdings sind nicht bedrohlich gewählt, sondern schön stimmig. Rote Kastanien zur Hochzeit Kurz vor der geplanten 2. Hochzeit, im Frühsommer 2001, malte ich mir ein dekoratives Tuch mit den rot blühenden Kastanien, gedacht zum Tragen auf dem blauen Hochzeitskleid. Die Blüten sind hier verhältnismäßig klein, fleißig, eher zart gestaltet, nicht so kräftig farbig wie sonst. Eine Zeit der Träume und guten Vorhaben, von zartem Optimismus getragen. In dieser Zeit entstanden sehr viele Bilder. Orchidee mit großem Schneckenhaus Von 2001 stammend, in der hohen Zeit gemalt. Mehrfach ausgestellt. Das Besondere ist das Weiß, ein Aufsetz-Deckweiß für die Blüten und die Tiefsee-Schnecke. Es beeindruckte mich, dass die Orchideen-Blüten ähnliche spitze Ausläufer hatten wie die große Schnecke und das brachte mich zu diesem Bild. Auch wieder mit Mondsichel als poetischem Effekt. Zarte Salzspuren für den granatroten Hintergrund, der zuletzt gemalt wurde. Gute Balance der Farben. Großzügig angelegt und gedacht. Das Aufsetz-Weiß darf nicht gebügelt werden und ist auch nicht durchscheinend. Es ist etwas empfindlich. Die Küchenschellen Mit einer Freundin besuchte ich den Heiligenberg am Stadtrand, um die Frühblüher dort zu betrachten. Über und über leuchteten im April die Küchenschellen in großer Zahl auf dem kalkigen Trockenrasen. Sie strahlten mit der Sonne um die Wette. Es ist ein seltenes Naturschauspiel und auch für mich erreichbar. Beim Malen war es mir besonders wichtig, die eigenartigen Wirbel des vorjährigen Rasens zu zeigen, sicher von Wind und Wetter so gestaltet und es fällt wahrscheinlich nicht jedem auf. Meine treue Weggefährtin war mit dem Zeichenergebnis zufrieden, auch wenn die Farbe der Blüten nicht ganz der Natur entspricht, es war mir damals gerade nicht besser möglich. Tulpen auf Grün Das ist eine ganz unverkrampfte und frei skizzierte Seide, nach der Natur gemalt. Jedenfalls ist sie frei von Perfektionismus, eher von lockerer Hand. Die Dolden sind mit weißem Konturmittel gezeichnet. Eine lebhafte Ausstrahlung, etwas spielerisch wirkt dieses lustige Bild und hat trotz allem eine ausgewogene Farbbalance. Frühlingsseide mit Tränendem Herz Das tränende Herz war eine Lieblingsblume meiner Mutter uns sie hat oft davon gesprochen, wie schön sie doch ist. Eines Tages im Mai bekam ich ein solches Exemplar bei einer Marktfrau nebst leuchtend roten Tulpen. Mit großer Freude verewigte ich den Strauß und wollte mit dem braunen Hintergrund die frische Erde im Frühling betonen, die einen eigenen Duft verströmt. Sie hat genug Raum, die Erdfarbe, um wahrgenommen zu werden und zum Nachdenken anzuregen. Sprechende Iris auf Grün Ganz besondere, gelbe Iris bekam ich aus einem Garten, kurz vor der Hochzeit. Weil diese Pflanzen zu mir zu sprechen scheinen, male ich einen Mund dazu. Natürlich höre ich nicht die Blumen sprechen, aber die Beziehung zu manchen ist sehr innig, deshalb dieses Sinnbild einmal. Die roten Maserungen sind nachträglich mit feinem Pinsel auf die trockene Farbe aufgetragen. Kaiserkronen im Schnee Ein Bauer verkaufte die Blumen auf einem kleinen Markt und ich wunderte mich, warum die Stiele der Kaiserkronen alle gewunden und nicht gerade gewachsen waren und fragte ihn danach. Er berichtete, dass es auf die Blüten geschneit habe und sie sich gelegt hätten, aber bei dem folgenden milderen Wetter in gewundener Form wieder aufrichteten, unbeschadet. Den Schnee malte ich deshalb mit ins Bild hinein und das wirkt schon originell. Eine verträumte Arbeit ist es geworden und für viele interessant. Der erste Mohn Klatschmohn ist ein dankbares Motiv für die Seide. Nach der Natur malte ich ihn, auf dem Küchenfußboden kniend und der Mohn ist so stilisiert geworden, dass die Blüten sich erst über die Frucht, die Mohnkapsel richtig zu erkennen geben. Es war ein erster Versuch mit Mohn. Einige folgten die Jahre danach. Die Wärme der Zeit damals und das Leuchten des Tages sind gut ins Bild hineingeflossen. Auf mich wirkt die Arbeit poetisch. Und jedes Jahr warte ich erneut auf die ersten Blüten vom roten Mohn in den Wiesen. Das Hornfeilchen In der Nähe unserer Wohnung gab es einen kleinen, privaten Blumenladen. Die Inhaberin kannte uns mit der Zeit immer besser. Martin kaufte bei ihr oft Rosen für mich, obwohl das Geld eigentlich knapp war. Die Blumenverkäuferin rührte das. Sie selbst lebte allein mit ihrem kleinen Hund, der immer mit im Laden saß. Oft schenkte ich ihr mein Quittengelee aus Freundschaft. Sie besuchte eine Vernissage meiner Ausstellungen und spendierte rote Rosen. Eines Tages sagte sie zu mir: hier steht ein kleines Hornveilchen im Topf, das kauft jetzt keiner mehr, nehmen Sie es doch gratis mit, von mir. Das freute mich sehr und ich vergrößerte das Motiv, bis es die große Seide ausfüllte, mit blauer Stoffkreide die Skizze und vorsichtig in Blau-Gelb-Tönen ausgemalt. Das ist nicht so einfach ohne das gewohnte Konturmittel, dass die Farben nicht überlaufen in den Hintergrund. Unsere Blumenfrau besuchte ich wenig später in der Klinik, sie starb an einem bösartigen Tumor. Große Akelei Als Kind fand ich sie noch oft in den Wiesen rund um Jena. Sie wuchs dort wild und ich betrachtete sie ehrfurchtsvoll, weil sie unter Naturschutz stand und eine so besondere Blütenform hat. Zum Träumen anregend, lauter kleine Tütchen bilden die Blüte! Sie schaukelt und gaukelt im Wind. Will sie jemand pressen zwischen Buchseiten, fällt die Blüte in ihre Einzelteile auseinander. Oft habe ich davon Handskizzen mit allem möglichen Material gezeichnet und so auch auf Seide, hier mutwillig stark vergrößert. Beim Hintergrund bin ich allerdings mit dem Effektsalz zu großzügig umgegangen, weniger hätte hübscher ausgesehen, aber einmal drauf ist es nicht mehr zu ändern. Blätter und Früchte mit Kreide Schon immer und bis heute sammle ich im Herbst die bunten Blätter. Es ist fast so, als sprächen sie mit mir: Wenn wir Dir gefallen, nimm uns ruhig mit nach Hause. Damit sie aber nicht sinnlos welken, legte ich ein paar von ihnen auf die gespannte Seide, umrandete sie mit weißer Stoffkreide und malte sie lebhaft bunt aus. In relativer Ordnung wirken sie dekorativ. Auch hier gab es die Schwierigkeit, dass ich auf das richtige Konturmittel verzichtet habe und sehr sorgfältig arbeiten musste. Es ist eine schmucke Seide entstanden mit dem Reiz des Naiven. Die letzte Blume Eines Novembertages, es war draußen grau und trüb, sah ich auf einer Rabatte, die längst welk war, diese letzte, zweifarbige Petunie. Sie leuchtete so ungewöhnlich, dass ich es ganz verinnerlichte: Die letzte Blume dieses Jahres vor dem Frost! Ich brach sie und nahm sie mit mir, für sie würde sich niemand mehr interessieren! Freilich bisschen ein Frevel … Mir ging das Thema Vergänglichkeit durch den Kopf, als ich zuerst die Blüte malte. Der Hintergrund ist mit einem Flachpinsel und schwarzen Konturmittel zum Thema passend düster gemalt. Das Bild soll zeigen, wie vergänglich die Schönheit ist und wie verletzlich. Gelbe Orchideen auf Blau Diese Bilder mit den Orchideen stammen alle aus den Jahren 2001 bis 2004. Sexuell anmutende Elemente sind unbeabsichtigt, unbemerkt eingeflossen und erst hinterher festgestellt. Das passiert beim Thema Orchideen leicht so und ist fast nicht zu ändern oder zu vermeiden. Ich ging voll unschuldig denkend daran und zeichnete munter drauflos. Gut finde ich den kräftigen Farbkontrast und die volle Nutzung der Fläche. In dieser Zeit gab es besonders großzügige, auch noch größere Bilder, daneben Kleinigkeiten wie Fensterbilder, die ich rasch verschenkt habe, kaum dass sie trocken waren. Knabenkraut In einer klaren, zuversichtlichen Zeit zwischen 2010 und 2014 muss ich es gemalt haben. Unsere familiäre Situation hatte sich gebessert und ich war schön aufgeräumt im Kopf. Ein Kalenderblatt diente mir als Vorlage und aus der Tube heraus malte ich die Konturen schön naturgetreu, ruhig und sorgfältig mit allen Details. Natürlich kenne ich Knabenkräuter von unseren Naturschutzgebieten in unserer Nähe und besuche es fast in jedem Frühjahr. Das ist immer mit schöner Aufbruchstimmung verbunden und so sieht das Bild auch aus. Der Falter auf dem wilden Dost Das ist aus einer komplizierten Zeit. Mein Mann lag in der Klinik für längere Zeit. Das Bild diente mir, um den nötigen Optimismus zu behalten. In den Räumen der Ergotherapie skizzierte ich nach einem großen Kalenderblatt das Motiv, etwa 1:1 in der Größe. Detailgetreu und iin Ruhe. Es gab mir die Kraft meinen Mann täglich auf der Geschlossenen zu besuchen. Besonders noch hervorzuheben, der Wasserdost, eine Pflanze der Flussauen, ist hier mittels rosa Konturmittel mit dem Pinsel aufgetragen, das gab es zufällig und passt gut hierher. Es gibt dem Bild das Besondere.